Reha Korschenbroich

Vorwort
Hallo!
Schön, dass Sie sich für meine Reha-Cartoons interessieren.
Gefühlte 20 Jahre habe ich mich mit Schmerzen in meinen Hüftgelenken durchs Leben bewegt. Mit Hyaluronspritzen beim Orthopäden wurde immer eine schmerzfreie Zeit von drei bis sechs Jahren erreicht. Nur: Diese Spritzen werden von der Kasse nicht übernommen.
Die letzten 17 Jahre habe ich mit steigenden Schmerzen eine OP vor mir hergeschoben und keinen Arzt mehr aufgesucht. Mitte November 2016 habe ich mich dann überreden lassen, einen Orthopäden zu
kontaktieren. Bekannte haben mir zur Rheintorklinik in Neuss geraten. Dort habe ich die operierenden Ärzte genannt bekommen.
Im Hafen von Neuss befindet sich die Praxis „surface“ mit den Ärzten Dr. Schulte-Mattler, Dr. Kirchhofer und Dr. Glaser. Meinen ersten Besuch mit Termin habe ich geschmissen, als ich all die leidenden Menschen im Wartezimmer gesehen habe. Ich bin einfach wieder gegangen, ohne Kontakt zu einem Arzt.
Zweiter Anlauf dann 14 Tage später. Das ging dann ruck, zuck – kaum da und gleich kam der Aufruf zum Arzt. Dr. Glaser schickte mich zum Röntgen. Gleich wieder zurück, auch das ging sehr schnell, und dann
die Besichtigung meiner Hüfte. „Da muss ich Dr. Schulte-Mattler hinzuholen.“ Beide schauten auf die Röntgenaufnahme. Dr. Schulte-Mattler schaut mich an und fragt: „Wann wollen Sie das machen
lassen?“ Meine Antwort: „Gestern!“ – „Mal sehen, ob ich da noch was frei habe“, sagte er. Nach einem Blick in den Terminkalender fuhr er fort: „Da ist einer abgesprungen – den Termin können Sie übernehmen, wenn Sie wollen!“ – „Sofort Wilfried Ulrich eintragen!“, sagte ich. – „Gut, dann sehen wir uns in drei Tagen im OP.“
Dann ging es gleich los.
Vorsorgemedikamente einnehmen, und dann nach drei Tagen schon in die Klinik auf der Hafenstraße in Neuss. Die OP ist gut verlaufen, schon am selben Tag musste ich aufstehen, und nach fünf Tagen
wurde ich nach Hause entlassen.
Am 5. Dezember 2016 bekam ich den Termin in der Reha in Korschenbroich, die bis zum 23.12.2016 dauerte. Was ich dort erlebt habe, hat meine Fantasie mächtig beflügelt. Ich konnte das alles nur richtig
verarbeiten, indem ich einige Situationen in Cartoons festgehalten habe.
Die Reha in der Niederrhein-Klinik Korschenbroich hat mir sehr gut getan. Ich konnte recht schnell wieder gut laufen, und die Arbeit der dortigen Therapeuten, des Pflegepersonals und auch der Ärzte war
hervorragend.
Wenn die zweite Hüfte gemacht wird, werde ich mich wieder vertrauensvoll in Korschenbroich therapieren lassen.
Wilfried Ulrich

Neuzugang
Um 10:00 Uhr war ich pünktlich in der Reha und sollte warten, bis ich eingewiesen und abgeholt würde. Nachmittags habe ich mir dann meinen Koffer selbst geholt und auf mein Zimmer gebracht.
Eingewiesen in die Gepflogenheiten wurde ich von einer netten Mitarbeiterin der Reha Korschenbroich.

Der Kampf im Aufzug
Um 07:00 Uhr gibt es Frühstück. Dann wird es hektisch. In der ersten, zweiten und dritten Etage stehen die Patienten bereit für die Aufzugsfahrt. In 1 steigen einige zu, drücken auf E, der Aufzug fährt aber auf die 2. Dort wollen einige raus und einige wieder rein. Da aber die Hilfsgeräte –Rollstuhl, Rollator und Krücken – noch neu sind, kann man sie nicht so steuern, wie man das gerne hätte, und im Rollstuhl bremsen schon gar nicht. Da nimmt man besser gleich die Treppe, aber das ist noch nicht erlaubt. Die Aufzugstürschließt sich, aber das Ding fährt erst noch nach oben in die 3. Ja, und dastehen die, die schon sehr lange warten. Da bekommt man die Kinderstube der Betroffenen mit. Einer wird als der Schuldige für das Nichterscheinen des Fahrstuhls im 3. OG verantwortlich gemacht, und dann geht’s rund. „Ist das nötig, dass du den Aufzug so lange festhälst?“ usw. Einmal am ersten Tag erlebt, und von da an nur noch die Treppe! Das hat mich sehr schnell fit gemacht.

Erste Therapiestunde
Immer erst das gesunde Bein. Ich denke noch: Was will der? Ja, dann – „Die Kniekehle muss bis auf die Liege runter“, so der Therapeut.
Ich sag noch gerade: „… Nä, nee, das war in den letzten 70 Jahren nicht bis auf die Liege runter, und da braucht das auch jetzt nicht hin!“ – „Doch, doch, das schaffen wir …“, und dann macht es einen Kracher und es ist auf der Liege. Drei Tage Laufen mit Schmerzen am Knie! Die sicherlich sehr gut
ausgebildeten Therapeuten fahren ihr Programm, das die Therapieausbildung ihnen beigebracht hat, auch konsequent durch. Es wird gemacht wie gelernt, alte Knie müssen halt auf die Zähne beißen. Therapie ist eben kein Ponyhof.

Im Speisesaal erkennst du die Neuzugänge
Neuzugänge erkennt man daran, dass sie ihr Menü selbst holen.
Man ist ja noch nicht hilfsbedürftig.
Aber, für die Versorgung gibt es Personal im Speisesaal, das alles, was man möchte, an den Tisch bringt. Dieses Schauspiel gab es fast jeden Tag an einem anderen Tisch. Er kann und darf nicht ohne Gehstützen laufen, holt sich sein Essen selber, eine Stütze kommt unter den Arm, die andere wird zum Gehen gebraucht. Die Hand, unter der die Stütze geklemmt ist, trägt den Teller mit dem Menü. Und dann passiert es: Der Bagagewagen kommt plötzlich um die Ecke, ihm entgegen, na gut, dann dreht man sich halt quer zur Seite (was mit einer neuen Hüfte nicht ganz einfach ist) und räumt mit dem Krücken-Ende den Tisch ab. Nach dem Protest dreht er sich um, schiebt dadurch ungewollt den Teller auf dem Tisch wieder zurück und meint:
„Was ist??? – ist doch nix passiert!“

Hüftgruppe auf die Liege, fertig, los!
Hüftgruppe auf die Liegen, fertig, los. Die Ferse über die Liege zum Po anziehen und langsam wieder zurück, im Wechsel mit dem gesunden Bein, vor und zurück. Nach einer Woche Hüfttraining wird die Socke schon langsam dünner und das erste Loch ist erkennbar. Ja, und dann in der zweiten Woche
ein etwas größeres Loch, und in der dritten Woche kann man die erkennen, die kurz vor der Entlassung stehen. Es ist so, würde man nicht täglich die Socken wechseln.

Der Hufschmied ist im Haus – auch Nagel-Therapeut genannt. Ganz wichtig, denn in den 3 bis 4 Wochen nach der OP kann man sich nicht zu seinen Füßen hin bewegen. Die Fußnägel jedoch wachsen gnadenlos weiter. Also, man schaut nach dem Fußpfleger. Der kommt dann ins Krankenzimmer und – schnipp, schnapp – Nägel ab. Ich habe ihm dann eine Marketingstrategie vorgeschlagen, wie man im Cartoon sehen kann.

… da macht er’s wieder!
Ein Neuzugang an unserem Tisch. Nun ja – man hat keinen Einfluss darauf, wer an den Tisch kommt; das bestimmt das Küchenpersonal. Dieser Neue jedenfalls zog beim ersten Frühstück sein persönliches, bereits mehrfach benutztes Textiltaschentuch heraus und blies das Halali – wie zur Drückerjagd –
über den Tisch. Nachdem sich bei unserer Tischgemeinschaft der Brechreiz gelegt hatte, mussten alle ganz schnell zur Therapie. Mit diesem Cartoon habe ich es ihm gesagt, und danach hat er das abgeändert!

Therapeutenparty
Jeden Tag vor der Therapie warten schon alle auf die jeweiligen Therapeuten.
Die holen dann ihre Gruppen an dem Treffpunkt mit Rufen ab wie:
„Hüftgruppe 1 und 2 in Raum C.“ Dann kommt von rechts: „Wo hammer dann Raum 10? Der hat jesacht‚
Hüpfgruppe‘, mer sin doch kein Hüpf-Gruppe, wo iss dann Raum 10?“
„Nein, er hat gesagt ‚Hüft-Gruppe 1 und 2 in Raum C‘!“
Oder:
„Motorschiene – alle die zur Motorschiene müssen, mitkommen!“
Von rechts: „Wie Motorski… mer han doch jar keine Schnee!?“
„Nein, er hat‚ Motorschiene‘ gesagt – alle, die zur Motorschiene müssen, mitkommen!“
„Wie jetzt –‚ Leichengymnastik‘ – wat soll dat dann? Mer sinn noch net dot!“
„Nein, „leichte Gymnastik‘ hat er gesagt!“
„Lynchdrainage, watt meint der?“ „Er meint „Lymphdrainage!“
Nun ja, Hüft- und Knie-Operationen werden meistens im hohen Alter gemacht, da ist so maches Hörgerät auf dem Zimmer geblieben.
Aber jeden Tag das Gleiche am selben Ort – immer wieder schön zu hören und zu sehen …

ChefarztvisiteChefarztvisite!!
Ja, ja, man sieht ihn, den Chefarzt, im eigenen Zimmer, wenner sich die OP-Narbe ansieht und nach dem Wohlbefinden fragt. Gibt nochAnweisungen an seine Stationsärzte, und dann ist er auch schon aus dem Zimmer.Hat man dann noch eine Frage und geht hinterher, dann ist das so wie beidem verbotenen Hütchenspiel: Ist er links in dem Zimmer, oder rechts? Nein, ganz falsch – er ist schon in einer anderen Etage. Das geht halt sehr schnell!

Brücken und Treppen
Übungsbrücken, für die Gehhilfen sehr wichtig!
Da man weder mit den Unterarmstützen noch mit dem Rollator über unebene Wege zu laufen gewohnt ist und auch keine Übung mit diesen Geräten hat, ist diese Übung sehr wichtig und bringt auch Sicherheit.
Wird aber nicht gerne genommen, weil es einfacher aussieht, als es wirklich ist.
Können alle schon, waren ja alle Skateboardmeister in ihrer Jugend!
Rauf wie runter sehr schwer. Muss man tatsächlich öfter üben.

Bäderabteilung
Die Reha Korschenbroich hat eine sehr schöne Bäderabteilung und eine sehr schöne Außenanlage mit Gartenteich und Ruhezonen, sogar überdachung für die Raucher.
Gut, nun ja, im Sommer könnte man sich das vorstellen, im Freigelände ein Bad zu nehmen, aber 14 Tage vor Weihnachten bleibt es einfach Fantasie.

Die Muckibude
Die Muckibude – eine tolle und auch notwendige Einrichtung.
Man spürt die Muskelbereiche, die nie zuvor so benutzt worden sind wie nach so einer OP. Man bekommt eine Chipkarte mit seinen persönlich gespeicherten Daten, was die Belastungsgrenzen an den einzelnen Geräten betrifft. Wer zuletzt seine Geschwindigkeit im Laufband eingestellt hat und dieses
verlässt, kann das nicht löschen. Wenn der Nächste aufsteigt und den Startknopf drückt, lernt er fliegen. Deshalb geht immer eine Therapeutin oder ein Therapeut mit an dieses Gerät.